Was ist ein Entwicklungstrauma

Ein Entwicklungstrauma oder Bindungstrauma entsteht, wenn wir als Kind nicht das bekommen, was wir für eine gesunde Entwicklung brauchen. Wenn es also dauerhaft oder über einen längeren Zeitraum so war, dass unsere Bezugspersonen (meistens die Eltern) aus irgendeinem Grund nicht in der Lage waren unsere Bedürfnisse zu sehen und/oder sie zu befriedigen. So hatten wir als Kind nur die Möglichkeit unser Bedürfnis abzuspalten, also es nicht mehr zu fühlen.
Die seelische Verletzung, die daraus entsteht, schränkt unsere Lebendigkeit ein. Wir entfalten unser Potential nicht oder fühlen uns im Innersten nicht als wertvolle Menschen.
Dabei muss es nicht zu massiven Auswirkungen bis ins Erwachsenenleben kommen, kann es aber.

Welche Bedingungen braucht es um gesund aufwachsen zu können?

  • Kinder brauchen eine sichere Bindung: das Gefühl bedingungslos geliebt zu werden, zugehörig und geborgen zu sein, andernfalls fühlt sich ein Kind zurückgewiesen, ausgeschlossen und letztlich wertlos.
  • Gefühle und Bedürfnisse werden von den Bezugspersonen wahrgenommen, benannt und erlaubt, dadurch lernt das Kind, dass es richtig ist wie es ist.
  • wir brauchen Mitgefühl und Begleitung bei starken Emotionen, so lernt das Kind mit starken Gefühlen umzugehen, sich zu regulieren und letztlich kann es ein ausgeglichenes Nervensystem entwickeln.
  • Begleitung und Teilen von positiven Gefühlen, so verstärkt man die Bindung und erhält die Lebensfreude mit der jeder Mensch auf die Welt kommt.
  • Kinder brauchen die Möglichkeit ihre Neugier, Kreativität und Spontanität zu leben, so können Sie sich ausprobieren und haben Erfolgserlebnisse. Wer in der Autonomienentwicklung nicht oder wenig unterstützt wurde, wird sich unter Umständen Unfähig und nutzlos fühlen.

Was passiert, wenn diese Bedürfnisse nicht befriedigt werden?

Eltern sind nicht perfekt und es geht auch nicht darum keine Fehler zu machen. Jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte mit durch die er beeinflusst ist. Meistens tun Eltern ihr Bestes und handeln nach bestem Wissen und Gewissen. Jeder kann aber nur geben was er oder sie selbst einmal irgendwann gelernt hat. Es gibt auch Lebenssituationen wo es für Eltern vielleicht gar nicht möglich ist alle Bedürfnisse des Kindes wahr zu nehmen oder zu befrieden, vielleicht aus Zeitmangel, einer eigenen unverarbeiteten traumatischen Geschichte, den äußeren Umständen oder…
Zunächst, wenn die Bedürfnisse des Kindes nicht erfüllt werden, wird es mit lautstarken Protest reagieren. Wenn dieser jedoch immer wieder ignoriert oder darauf unangemessen reagiert wird, wird das Kind verstummen. Es wird das Gefühl entwickeln, dass seine Bedürfnisse nicht relevant sind. Kinder lieben ihre Eltern und sie sind von Ihnen abhängig. Selbst Kinder die von ihren Eltern geschlagen wurden, verhalten sich ihren Eltern zunächst loyal gegenüber und halten sie für unfehlbar. So entsteht der Glaube, dass mit einem selbst etwas nicht stimmen müsse, sonst würden die Eltern sich ja angemessen verhalten. So entsteht eine Überlebensstrategie: die eigenen Bedürfnisse werden unterdrückt und so wird die Beziehung zur überlebenswichtigen Bindungsperson geschützt. Das kann dahin führen, dass wir unsere eigenen Wünsche, Emotionen oder körperliche Empfindungen nicht mehr deutlich wahrnehmen können, also der Kontakt zu uns selbst dadurch eingeschränkt ist.
Diese Überlebensstrategien helfen uns als Kind, mit der Situation, so wie sie ist, umzugehen und war damals sinnvoll. Damit einher geht ein Dauerstress, welcher enorme Auswirkungen auf unser Nervensystem hat und so wird es für uns unter Umständen sehr schwierig unsere Gefühle zu regulieren.

Hinweise auf ein Entwicklungstrauma können z.B. sein:

  • das Gefühl, nicht zugehörig zu sein
  • Angst vor Nähe Angst vor Bindung
  • das Gefühl, wie betäubt zu sein oder neben sich zu stehen
  • Angst, Schmerz, Wut und Scham ohne konkreten Anlass
  • Perfektionismus
  • nicht Nein sagen können, nicht für sich einstehen
  • sich aufopfern und dabei die eigenen Bedürfnisse vernachlässigen
  • Narzissmus
  • Übermäßige Eifersucht
  • Minderwertigkeitsgefühle und geringen Selbstwert
  • Mangel an Selbstliebe und Selbstvertrauen
  • chronische Stresssymptomen wie Anspannung, Schlafstörungen, innere Unruhe
  • das Gefühl, sein Leben mit angezogener Handbremse zu leben
  • …und einiges mehr